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Aus Liebe zur analogen Fotografie

So belichtest du analoge Filme richtig!
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So belichtest du analoge Filme richtig!

Analoge Filme richtig belichten

1. Die Grundlagen der Filmbelichtung.

Für ein richtig belichtetes Bild ist es wichtig, dass der Fotograf die vor ihm liegende Lichtsituation richtig einschätzen kann. Im Fotografensprech würde man sagen, er muss den Motivkontrast des vor ihm liegenden Sujets beurteilen. Nur so kann er mit der richtigen Belichtung genau das Bild oder die Bildstimmung einfangen, wie er es möchte. Was heißt das?

Als Motivkontrast bezeichnet man die Helligkeitsbereiche eines Motivs. Sprich, von den dunkelsten Bereichen (Schatten) bis zu den hellsten Stellen (Licht). Die Schwierigkeit bei den meisten Bildern besteht darin, dass die Schatten noch genug Zeichnung enthalten, damit man alle Details erkennen kann, ohne die hellen Bereiche überzubelichten. Ist dies der Fall, können wir von einem korrekt belichteten Bild sprechen.

Deshalb ist es für jeden Fotografen und besonders für Anfänger wichtig, dass sie die korrekte Belichtung des Filmmaterials beherrschen. Dieser Artikel soll dir helfen, ein Verständnis für einige wichtige Faktoren zu bekommen, die sich auf die Belichtung analoger Filme auswirken. Auch wenn er dabei sicher nicht auf alle Feinheiten eingehen kann.

Dennoch solltest du am Ende in der Lage sein, deine Bilder richtig zu belichten und mit einigen Tipps auch eine besondere Bildstimmung zu erzeugen.

Hier kannst du als Ergänzung dazu schon mal einsehen, welchen Film du bei welcher Gelegenheit verwenden kannst.

2. Der Einfluss von Film und Kamera auf die Belichtung.

2.1 DIN, ASA, ISO und GOST (ГОСТ)

Auf vielen Filmverpackungen wird die Empfindlichkeit der Filme (d.h. wie stark die Emulsion auf das Licht reagiert) in ISO angegeben. Dies ist mittlerweile eine einheitliche internationale Angabe zur Empfindlichkeit von Filmmaterial.

Demgegenüber steht auf alten Verpackungen und an den Einstellrädern bei Kameras oft DIN/ASA. Das sind die alten Bezeichnungen. DIN kennen wir alle, das sind die Vorgaben des Deutschen Instituts für Normung, ASA war das nordamerikanische Pendant: Die American Standard Association.

Wichtig zu merken ist Folgendes: Die neuen ISO-Werte sind 1:1 vergleichbar mit den ASA-Einstellungen. Sprich, wenn dein Film eine ISO 400-Empfindlichkeit hat, solltest du an der Kamera das Einstellrad auf ASA 400 stellen.

Einen Sonderfall stellt GOST (kyrillisch: ГОСТ) dar. Das ist quasi das ASA der Sowjetunion, weswegen die Bezeichnung so ziemlich immer an Kameras aus Osteuropa zu finden ist. Die GOST-Filmempfindlichkeit ist vergleichbar mit ISO und ASA, liegt jedoch immer etwas darunter.

Beispiele aus Wikipedia: ISO 100 ist GOST 90, ISO 200 entspricht GOST 180. Da viele Filme aufgrund der Nennempfindlichkeit (s. Punk 3) aber eh nicht 100% richtig belichtet werden müssen, erscheint mir das vernachlässigbar bzw. erst bei hochempfindlichen Filmen ab ISO 800 relevant.

Exkurs: Was sind schnelle Filme?

Apropos hochempfindliche Filme: Oft wird umgangsprachlich auch von schnellen und langsamen Filmen gesprochen. Das ist ebenfalls ein Bezug auf die Filmempfindlichkeit, denn diese heißt im englischen “film speed”.

Demzufolge sind schnelle Filme solche mit einer hohen ISO-Zahl. Da der Begriff “schnelle Filme” aber nicht sehr eindeutig ist und zu Missverständnissen führen kann, sollte er lieber vermieden werden.

2.2 Die Belichtungsmessung durch Kameras

Die Messung durch Kameras ist oft unzuverlässig, da der Belichtungsmesser gerade bei Gegenlichtaufnahmen nicht die richtigen Werte liefert. Besonders bei der Ganzfeldbelichtungsmessung ist dies der Fall. Das Ergebnis sind kaum durchzeichnete Schatten und damit eher platte Bilder. Die Spotbelichtungsmessung kann hier Abhilfe schaffen, wenn du dich eher an den Halbschatten als am Hauptmotiv orientierst!

An dieser Stelle kannst du dich umfangreicher zur Spot- und Ganzfeldmessung informieren.

Als Fazit würde ich empfehlen, immer auf einen externen Belichtungsmesser mit Kalotte zurückzugreifen und zur Kamera hin zu messen. Es sei denn, der interne Belichtungsmesser der Kamera wurde zuverlässig getestet.

Als zuverlässige externe Geräte bieten sich z. B. die Modelle von Sekonic an. So z.B. der Sekonic L-478D* oder für alle, die es günstiger mögen, der Sekonic L-208 Twinmate*.

3. Belichtung und Entwicklung sind ein Prozess.

Es ist wichtig zu wissen, dass ein analoger Film einen gewissen “Umfang” an Lichtempfindlichkeit aufweist. Er kann damit Fehlbelichtungen bis zu einigen Blenden kompensieren. Das bedeutet, dass z.B. ein schwarz/weiß-Film bis +/-2 Blenden bei der Belichtung ausgleichen kann.

Außerdem ist ein Film nicht immer so empfindlich, wie es auf der Verpackung angegeben ist. Ein beliebtes Beispiel dafür ist der Ilford Delta 3200. Ein Blick in das technische Datenblatt

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des Films verrät, dass er “nur” eine Nennempfindlichkeit von ISO 1000 aufweist.

Allerdings sollte der Film trotzdem bei ISO 1250 bis 1600 verwendet werden, da er in diesem Bereich im Alltag die schöneren Grauwerte erreicht.

Bei schwierigen Lichtverhältnissen kann der Ilford Delta 3200 jedoch auch mit ISO 3200 belichtet werden. Hier schlagen wir nun auch den Bogen zur Zwischenüberschrift. Denn bei dieser Belichtung, wie auch bei jeder anderen Belichtung über oder unter der Nennempfindlichkeit, ist eine Push- bzw. Pullentwicklung notwendig.

Zu wissen, wie man einen Film belichten kann und wie man diese Belichtung bei der Entwicklung auch wieder herausholt, ist deshalb ein wichtiger Bestandteil der Fotografie. Das ist aber ein Thema für sich und soll deshalb hier nicht weiter behandelt werden soll. Wichtig ist es nur, das einmal gehört zu haben und sich bei Bedarf damit auseinanderzusetzen.

Die tatsächliche Empfindlichkeit eines Filmes sowie viele wichtige Infos über einen Film bekommst du wie bereits erwähnt aus den technischen Datenblättern. Diese werden von fast allen Herstellern kostenlos bereitgestellt, z.B. auf deren Internetseiten.

4. Tipp: Bildstimmung durch Über- und Unterbelichtung erzeugen!

4.1 “Dramatischere” Bildstimmung

Nachdem du nun also verlässlich deine Bilder belichten kannst, folgt noch ein kleiner Tipp. Du kannst dir auch “Messfehler” deiner Kamera oder des Belichtungsmessers zunutze machen. Wenn du mit deinem Equipment vertraut bist und die Lichtsituation richtig einschätzt, kannst du gezielt Stimmungen erzeugen.

Bei Unterbelichtungen wirken viele Szenen dramatischer, weil die fehlende Zeichnung in den Schatten das Bild schwerer wirken lässt. Eigentlich logisch, viele dunkle Elemente auf dem Bild erzeugen eine dramatische Stimmung. Nutze das, um z.B. aufziehende Unwetter oder eine triste Straßensituation stimmiger einzufangen.

Achte dabei jedoch darauf, nicht zu viel Zeichnung preiszugeben. Sonst wirkt das Bild einfach nur platt und schlecht.

 

4.2 Besondere Farbgebung bei Kodak Filmen

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Andererseits reagieren bestimme Filme wie z.B. der Kodak Portra 400 besonders empfindlich auf Unter- oder Überbelichtung.

Die Filme der Kodak Ektar- und Portra-Reihe erzeugen besonders satte Farben, wenn sie ein bis zwei Blenden unterbelichtet werden. Werden sie dagegen bis zu drei Blenden überbelichtet, erzeugen sie einen sehr hellen, pastelligen Look.

Hier siehst du ein Beispiel für die Farbgebung von Kodakfilmen. Das linke Bild hat etwas weniger Licht bekommen, hier wurde ein ISO 400 Film wie ISO 800 belichtet. Das geht zwar zulasten der Schattenzeichnung, sorgt aber für eine fantastische Farbgebung. Es kommt eben darauf an, was du erreichen möchtest.

Mehr zum Pastelllook bei Filmen erfährst du unter anderem im Artikel ‘Der Pastell Look’ auf meinfilmlab.de.

Ich hoffe, du hast jetzt eine bessere Vorstellung davon, wie du deine analogen Filme richtig belichtest! Falls noch Fragen oder Ergänzungen offen sind, einfach in die Kommentare damit!

Keep Knipsing!

Marcel

Quellen: meinfilmlab.de (12.2017), wikipedia.org (12.2017)

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Written by Marcel - 10. Dezember 2017 - 20315 Views
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